5: Arithmetik
- Die meisten Prologimplementierungen stellen Operatoren zur Verarbeitung von Zahlen zur Verfügung.
- Hierzu gehören die arithmetischen Operatoren + (Addition), – (Subtraktion), * (Multiplikation), / (Division), // (ganzzahlige Division), mod (modulo) und ^ (Exponent).
- Alle Operatoren können auch als Funktoren verwendet werden: Statt 3+4 kann man auch +(3,4) schreiben.
- Die verwendeten Symbole für die Operatoren hängen von dem jeweiligen Prolog-Interpreter ab (hier angegeben für SWI-Prolog).
Vorsicht: Arithmetische Operationen gehören nicht zu den Kernkonzepten von Prolog. Mit ihnen verlässt man das auf Unifikation basierende Grundprinzip der deklarativen Programmierung.
Arithmetische Operatoren und die Evaluation
Arithmetische Ausdrücke werden in Prolog nicht evaluiert bzw. ausgewertet, sondern sind gewöhnliche zusammengesetzte Terme.
Um arithmetische Ausdrücke in Prolog zu berechnen benötigt man den Infix-Operator is.
arithmetische Vergleichsoperatoren
Neben dem Evaluationsoperator is/2 gibt es weitere Operatoren, die das Evaluieren arithmetischer Ausdrücke erzwingen.
Die zweistelligen Vergleichsoperatoren < (kleiner), =<, (kleiner gleich), > (größer), >= (größer gleich), =:= (gleich) und =\= (ungleich) erzwingen die sofortige Evaluation beider Argumente.
Evaluation erzwingende Operatoren in Prädikatsdefinitionen
Evaluation erzwingende Operatoren können in Prädikatsdefinitionen eingesetzt werden.
Allerdings muss sichergestellt werden, dass beim Aufruf des Prädikats die zu evaluierenden Ausdrücke vollständig instantiiert sind.
Listenlänge bestimmen mit Akkumulator
- Akkumulatoren (accumulators) dienen dem Aufsammeln von Zwischenergebnissen.
- Akkumulatoren ermöglichen eine effizientere Implementierung in Prolog, da Variablen früher instantiiert werden können.
- Rekursive Programmierung mit Akkumulatoren zählt zu den zentralen Programmiertechniken in Prolog.
Trace:
maximales Listenelement bestimmen ohne Akkumulator
Zeile 5-7: Der Kopf einer Liste ist das Maximum der gesamten Liste, wenn er größer ist als das Maximum der Restliste.
Zeile 9-11: Ist der Kopf der Liste nicht größer als das Maximum der Restliste, dann ist das Maximum der Restliste das Maximum der gesamten Liste.
Zeile 13: Per Definition erklären wir, dass die leere Liste das Maximum 0 hat.
Der Evaluationsoperator is/2
Vorsicht, da der Evaluationsoperator is/2 außerhalb der normalen Programmlogik von Prolog steht, stellt er besondere Ansprüche:
- Der Evaluationsoperator is/2 erzwingt die sofortige Auswertung des zweiten Arguments,
- daher muss das zweite Argument ein evaluierbarer arithmetischer Ausdruck sein:
Ist das zweite Argument nicht evaluierbar, so bricht Prolog mit einer Fehlermeldung ab.
Vergleich is/2 mit normalen Prologprädikaten
Der Evaluationsoperator is/2 unterscheidet sich grundlegend von “normalen” Prologprädikaten wie member/2.
Werden “normale” Prologprädikate “falsch” instantiiert, kommt es zu keinem Programmabbruch. Die Aussage kann lediglich nicht bewiesen werden:
Listenlänge bestimmen ohne Akkumulator
Die Länge einer Liste ist die Anzahl ihrer Elemente. Z.B. hat die Liste [a,b,b,a] die Länge 4.
rekursive Längendefinition
1. Die leere Liste hat die Länge 0.
2. Eine nichtleere Liste hat ein Länge, die um 1 höher ist als die Länge ihres Tails.
Trace:
maximales Listenelement bestimmen mit Akkumulator
Grundidee: Die Liste wird von vorne nach hinten rekursiv aufgespalten. Die Variable Acc fast das jeweils bis dato höchste Listenelement.
Zeile 4: Zu Beginn ist der Kopf der Liste das höchste bis dato gesehene Listenelement.
Zeile 10-12: Ist der Kopf der aktuellen Liste größer als das bisherige Maximum, das im Akkumulator gespeichert ist, wird der Akkumulator durch den Kopf ersetzt.
Zeile 14-16: Ist der Kopf der aktuellen Liste nicht größer als das bisherige Maximum, das im Akkumulator gespeichert ist, bleibt der Akkumulator erhalten.
Zeile 8: Ist die Liste abgearbeitet, speichert der Akkumulator das maximale Listenelement.
Akkumulatoren: Struktur der Programme
Listenverarbeitung ohne Akkumulator
- Die eigentliche Verarbeitung beginnt am tiefsten Punkt der Rekursion.
- Die initiale Instanziierung der Lösungsvariable erfolgt am tiefsten Punkt der Rekursion.
- In jedem Schritt aus der Rekursion heraus erfolgt ein Verarbeitungsschritt.
Listenverarbeitung mit Akkumulator
- Die Instanziierung der Akkumulatorvariable erfolgt beim ersten Aufruf.
- Am tiefsten Punkt der Rekursion wird die Lösungsvariable mit dem Akkumulator unifiziert.
- In jedem Schritt in die Rekursion hinein erfolgt ein Verarbeitungsschritt.